Geschichte

Der genaue Tag der Vereinsgründung ist nicht schriftlich überliefert. Es war im Sommer 1935, als die Firma „Musikhaus Schlaile“, Karlsruhe, im Gasthaus zur „Krone“ Harmonikainstrumente ausstellte. Daraufhin entschlossen sich 15 junge Spieler, ein Instrument zu kaufen und den „Handharmonika-Club Neuthard“ ins Leben zu rufen. Das Amt des 1. Vorstandes übernahm Josef Heneka, unterstützt von Hermann Reger als Schriftführer.

Hermann Zöller aus Untergrombach konnte als Dirigent gewonnen werden, der seine junge Truppe schon in drei Jahren so weit brachte, das erste öffentliche Konzert im Saal zum „Ritter“ zu wagen. Der gute Besuch ermunterte den Verein zu weiteren Veranstaltungen und zur Anschaffung des ersten Schlagzeugs, wofür auch Dirigent Zöller 20 Mark spendierte. Ein weiterer Vereinsausbau wurde aber zunächst durch den 2. Weltkrieg verhindert, da junge Spieler zum Wehrdienst eingezogen wurden. Die zunehmende Gefahr von Luftangriffen erschwerte den Besuch der wöchentlichen Proben in Untergrombach und verhinderte ihn ab 1944 ganz.

Erst im Jahr 1952 hatten sich die Verhältnisse wieder so weit gefestigt, dass ein Neuanfang gewagt werden konnte. Auf Initiative der Spieler Erich Heneka, Emil Heneka und Gregor Kistner wurde eine Versammlung in die „Rose“ einberufen, der Einladung folgten 10 Spielerinnen und Spieler sowie Dirigent Zöller. Man beschloss die Wiederaufnahme des Proben- und Spielbetriebes und gründete eine Verwaltung mit Emil Heneka als 1. Vorstand und Erich Heneka als Kassier. Unter den weiteren Verwaltungsmitgliedern befanden sich zwei Persönlichkeiten, die den Verein noch jahrzehntelang prägen sollten: Schriftführer Linus Engster und Vereinsdiener Bruno Maier.

Das junge Orchester wurde unter Leitung von Hermann Zöller und seinem Nachfolger Fritz Hannich (ab 1954) stetig ausgebaut und konnte schon bald an Wertungsspielen erfolgreich teilnehmen. Das erste Elektronium wurde 1955 angeschafft, seine Finanzierung wurde vor allem durch Spenden und die Einnahmen der mit Erich Heneka, Egon Reger, Gottfried Troltsch, Bruno Maier und Ernst Fohler besetzten Tanzkapelle gesichert.

Das Jubiläumsjahr 1960 brachte eine Zäsur in der Vereinsgeschichte. Zum einen war das Jubiläumsfest mit Fahnenweihe ein wichtiger Meilenstein, zum anderen löste Josef Maid aus Wiesental Fritz Hannich als Dirigent ab, und das Amt des ersten Vorstandes ging auf Kurt Weinmann über. Unter ihrer Leitung wurde die Jugendarbeit verstärkt und am 5. Mai 1962 das erste Nachkriegskonzert gegeben. Der Aufbau des Vereins ging planmäßig weiter und wurde auch durch die Weitergabe des Dirigentenstabes an Jancsi Czolk (1967) sowie des Vorstandsamtes an Rudi Baumgärtner (1969) nicht unterbrochen. So wurde am 30. Juni 1971 der Schritt gewagt, den Verein unter dem Namen „Harmonika-Club 1935 e.V. Neuthard“ in das Vereinsregister einzutragen. Zum 40-jährigen Vereinsjubiläum zählte der Verein bereits 70 aktive Spielerinnen und Spieler, die von Jancsi Czolk sowie seinen Assistenten Julius Albrecht und Edwin Kistner musikalisch betreut wurden.

Längst war das Vereinslokal „Ritter“ zu klein geworden, und man dachte intensiv über den Bau eines eigenen Vereinsheims nach. Nach Zuteilung eines passenden Geländes durch die Gemeinde Karlsdorf-Neuthard, unmittelbar neben dem Vereinsheim des Musikvereins, war es dann am 15. März 1980 so weit: In Anwesenheit von Bürgermeister Heinrich Huber und Architekt Philipp Weisbrod erfolgte die feierliche Grundsteinlegung. Zahllose Vereinsmitglieder waren beim Bodenaushub, bei den Rohbauarbeiten sowie dem Innenausbau ehrenamtlich tätig, so dass schon am 9. August 1980 Richtfest gefeiert werden konnte und am 14. März 1981, genau ein Jahr nach Grundsteinlegung, die Schlüsselübergabe erfolgte. Die Baukosten des „Haus der Harmonika“ betrugen nahezu 300.000 DM, deren Beschaffung vor allem ein Verdienst des Vereinskassiers und Bau-Organisators Erhard Baumgärtner war.

Durch den Bau waren die HCN-Aktiven aber offensichtlich nicht ausgelastet, denn sie schafften es, gleichzeitig noch eine neue Aktivität ins Leben zu rufen: Die HCN-Prunksitzung. Erstmalig veranstaltet in der Faschings-Saison 1980/81 hat sie sich zu einer festen Tradition und zu einem Aushängeschild des Vereins entwickelt. Dass Prunksitzung und Vereinsheim zur gleichen Zeit entstanden sind, wurde bis zur Jahrtausendwende durch den alljährlichen Auftritt der „Bausänger“ dokumentiert.

Durch das Vereinsheim, das anfangs von Vereinsmitgliedern bewirtschaftet und später verpachtet wurde, ergaben sich für den Verein ganz neue Möglichkeiten und die Zahl der Aktiven stieg stark an, insbesondere nachdem 1982 durch Bruno Maier ein Seniorenorchester gegründet wurde. Der weiteren Expansion des Vereins schienen keine Grenzen gesetzt. Im Jahr 1985 feierte der Club mit einer Reihe von Veranstaltungen sein 50jähriges Bestehen. Ein Jubiläumsfest mit Festbankett, einem Jugend-Solisten-Wettbewerb, einem Festumzug, einem „Schwarzwälder Abend“ und dem großen „Heimatabend“ bot Musik und Unterhaltung für Jedermann und bildete den Höhepunkt des Vereinsjahres. Mit rund 120 aktiven SpielerInnen und Auszubildenden erreichte der Verein seine bisher größte Anzahl.

Doch im Laufe des Jahres 1988 geriet der Harmonika-Club in eine schwere Krise. Einzelne Meinungsverschiedenheiten im Verein – zwischen Jung und Alt, zwischen aktiven Spielern und Verwaltung – wuchsen sich zu Streitereien aus, die Gräben wurden von beiden Seiten vertieft und nicht zugeschüttet, so dass es schließlich zur Eskalation kam. Ein Teil des Vereines, darunter viele aktive Spielerinnen und Spieler des 1. Orchesters, spaltete sich ab und gründete einen neuen Verein, der sich allerdings einige Jahre später wieder auflöste.

Um diesen schmerzlichen Verlust zu verkraften musste der Verein, der seit 1988 von Bruno Maier geleitet und von Fritz Kappenstein musikalisch betreut wurde, erhebliche Anstrengungen unternehmen. So wurde 1989 von Michael Maier ein Jugendorchester gegründet; ebenfalls wurden Keyboard-Ausbildungskurse angeboten, die sich bald großer Beliebtheit erfreuten. Michael Maier übernahm 1994 von Gerhard Leicht die Leitung des 1. Orchesters und integrierte dort sein gesamtes Jugendorchester, das gleichzeitig mit jungen Nachwuchsspielern neu gegründet wurde. Das musikalische Spektrum des HCN-Herbstkonzertes, das im Jubiläumsjahr 1995 erstmalig in der Altenbürghalle stattfand, wurde modernisiert und durch ausführliche Moderation, Videoeinblendungen, Tanz- und Gesangseinlagen aufgelockert, was beim Konzertpublikum sehr gut ankam.

Eine weitere Zäsur war 1999/2000 zu verzeichnen, als die zwei dienstältesten Verwaltungsmitglieder Erhard Baumgärtner und Bruno Maier aus der Verwaltung ausschieden und die Dirigenten des Jugend-, Senioren- und 1. Orchesters ihren Stab weitergaben. Das Amt des 1. Vorstands übernahm Walter Karcher, der auch sodann das Seniorenorchester leitete. Fritz Kappenstein kehrte als Dirigent an die Spitze des 1. Orchesters zurück. Mit seiner pädagogischen und musikalischen Erfahrung bereicherte er auch das HCN-Ensemble, das beim Herbstkonzert 2003 erstmalig aufgetreten ist. Seit dem Jahr 2002 finden die Herbstkonzerte wieder in der Bruchbühlhalle statt. Erstmals wurde am darauffolgenden Tag als weitere Veranstaltung das Herbstfest eingeführt. Befreundete Akkordeonvereine oder auch der Musikverein Neuthard sind seither zu Gast und gestalten die musikalische Umrahmung.

2004 trat Walter Karcher aus persönlichen Gründen von seinen Ämtern zurück. In der Generalversammlung am 7. Mai 2004 wurde Werner Öhlberg zum 1. Vorstand gewählt und Markus Bellm, hervorgegangen aus der eigenen Jugendarbeit, übernahm die musikalische Leitung des Seniorenorchesters und später auch die des Jugendorchesters.

Sein 70jähriges Bestehen feierte der Verein am 8.10.2005. Im Rahmen eines vereinsinternen Ehrungsabends konnten zahlreiche Mitglieder vom Verein und vom DHV geehrt werden. Den musikalischen Höhepunkt bildete das Herbstkonzert mit Beteiligung des MGV Wimsheim und des Liederkranzes Serres unter der Leitung von Fritz Kappenstein.

Bei der 725-Jahr–Feier von Neuthard im Jahr 2006 beteiligte sich der HCN am Festbetrieb, am Historischen Umzug als „Fahrendes Volk“ mit Planwagen und Akkordeon-Musik sowie am Heimatabend.

Das Vereinsheim, welches über 10 Jahre fremd verpachtet war und als Gastronomie betrieben wurde, wird seit Januar 2005 in Eigenregie verwaltet. Vermietungen für private Veranstaltungen, Stammtische, Strickabende und vereinsinterne Veranstaltungen erbringen das nötige Geld zur Deckung der Unkosten. (siehe dazu Vereinsheim-Link) Weiterhin waren in den vergangenen Jahren vermehrt Renovierungsarbeiten am Haus der Harmonika fällig, bei denen viele Eigenleistungen investiert wurden. Im Jahr 2007 übernahm übergangsweise Joachim Benner den Vorsitz im Verein bis schließlich am 5. November 2008 bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Martin Bellm in das Amt gewählt wurde.

Zur Verstärkung der Jugendarbeit führte der HCN 2009 in Zusammenarbeit mit den beiden Kindergärten in Neuthard einen Melodica-Kurs für Kinder ab 5 Jahren ein. Die Möglichkeit zur musikalischen Früherziehung an einem Tasteninstrument nahmen 14 Kinder an. Heute bietet der HCN somit in seinem Spektrum die Ausbildung für die Instrumente Melodica, Akkordeon, Keyboard und Schlagzeug an.

Im Jahr 2010 feierte der HCN sein 75jähriges Bestehen. Zusätzlich zu den traditionellen Veranstaltungen Prunksitzung und Maifest fand am 25.04.10 ein Gedenkgottesdienst mit anschließender Matinée statt, in deren Rahmen sowohl der Verein selbst als auch verdiente Mitglieder geehrt wurden. Mit einem dreitägigen Jubiläumsfest bot der HCN ein tolles Programm für Jung und Alt sowie für Musik- und Kulturbegeisterte. Sowohl die Séan-Tracey-Band als auch die Theateraufführung von vereinseigenen LaienschauspielerInnen und die Unterhaltungsshow „Schlag den HCN“ erfreuten sich bester Zuschauerzahlen.

Musikalischer Höhepunkt dieses Vereinsjahres war das Jubiläums-Konzert, bei dem nicht nur die vereinsinternen Gruppierungen, sondern auch Gäste wie Jennifer Loosemore, Raphael Pompe und das KA-Sextett (ein Acapella-Männerchor bestehend aus Fritz Kappenstein und seinen 5 Brüdern) ihr Können zeigten.

Natürlich konnten nicht alle Ereignisse der vergangenen 75 Jahre geschildert werden, und viele langjährige und verdiente Vereinsmitglieder mussten unerwähnt bleiben. Die Darstellung macht aber deutlich, dass der Verein im Laufe seiner Geschichte Großartiges geleistet und bedeutende Persönlichkeiten in seinen Reihen gezählt hat und heute noch zählt. Vor allem hat er es verstanden, sich immer wieder geänderten personellen, wirtschaftlichen, technischen und sozialen Randbedingungen anzupassen. Wenn diese Flexibilität erhalten bleibt, kann der Verein getrost in die Zukunft blicken, getreu dem Leitsatz auf der Vereinsfahne: „Im Reiche der Töne erblühet das Schöne“.

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